Tschechen kaufen immer mehr polnische Lebensmittel

Das sollten auch Illertissener wissen, die beim Besuch der tschechischen Partnerstadt Elbogen/Loket noch in Sokolov/Falkenau, in Cheb/Eger oder in Karlovy Vary/Karlsbad in den 24 Stunden geöffneten Supermärkten Tesko, Kaufland und Globus Lebensmittel einkaufen.

Tschechische Autos, Maschinen und vor allem Bier werden in der ganzen Welt sehr erfolgreich verkauft. Doch was Nahrungsmittel angeht, stammt ein Großteil der in Tschechien verkauften Produkte aus dem Ausland.

Allein im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums Lebensmittel im Wert von 140 Milliarden Kronen (5,7 Milliarden Euro) eingeführt. Soviel wie noch nie in der Geschichte des Landes. Auch in diesem Jahr soll der Import nach Prognosen des Ministeriums weiter zunehmen. Zu den wichtigsten Einfuhrländern gehört Polen.

"Polnische Lebensmittel werden vor allem nach Deutschland und Tschechien exportiert", heißt es in einer Erklärung des polnischen Landwirtschaftsministeriums. Im vergangenen Jahr seien die Ausfuhren um 14 Prozent auf insgesamt 13 Milliarden Kronen gestiegen.

 

Nach Tschechien werden neben Süßigkeiten, Gebäck, Obst und Gemüse vor allem Fleischprodukte verkauft. So wird ein Großteil der aus Tschechien stammenden Hühner in Polen verarbeitet und später wieder in das Herkunftsland gewinnbringend importiert. Polnische Schlachtbetreiber zahlen nach Angaben tschechischer Geflügelhändler für ein Huhn 22 Kronen.

Ein wesentlicher Grund, dass immer mehr Nahrungsmittel importiert werden, ist der Rückgang landwirtschaftlicher Betriebe in Tschechien. Allein zwischen 2000 und 2010 ging die Zahl der Betriebe nach Angaben des Tschechischen Statistikamtes (CSÚ) um 13,8 Prozent auf rund 23.000 zurück. Die landwirtschaftliche Fläche verringerte sich im gleichen Zeitraum um fast vier Prozent auf etwas mehr als 3,4 Millionen Hektar. Auch die Anzahl der im Agrarsektor Beschäftigten verringerte sich von rund 177.000 im Jahr 2000 auf derzeit 109.000. Zwar konnten die Bauern in den vergangenen zehn Jahren eine leichte Einkommenssteigerung verzeichnen, diese fiel jedoch im Vergleich zu anderen Branchen relativ bescheiden aus. Die Löhne in der Landwirtschaft liegen im Durchschnitt ein Viertel unter denen der übrigen Bevölkerung.

Autor: Wilfried Läbe

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